Geschichte

Baugeschichte von Kirche und Kloster

Im Jahre 1229 empfahl der Mainzer Erzbischof den Erfurtern die Aufnahme des Predigerordens (Dominikaner). Daraufhin kaufte der Orden ein Stück Land in der Stadt und baute den Vorgängerbau zu unserer heuten Predigerkirche.

Der Bau des Chores der jetzigen Predigerkirche wurde 1266 begonnen und war wahrscheinlich bis 1272 fertiggestellt. Im 14. Jahrhunderts wurde das Langhaus gebaut und spätestens 1392 mit dem westlichen Abschluss fertiggestellt. Zwischen 1410 und 1424 wurde der Lettner eingezogen. Die Einwölbung der Kirche erfolgte zwischen 1432 und 1438. Im Jahre 1447 wurde dann mit dem Bau des Turmes begonnen, dessen Knauf 1488 aufgesetzt werden konnte. Damit war der Bau der Kirche abgeschlossen.

Vom Predigerkloster wissen wir aus Untersuchungen am Holz des Dachstuhls, dass zumindest der Ostflügel 1279 fertiggestellt war. Lediglich dieser Flügel ist bis heute erhalten.

Bei den übrigen Gebäuden sind wir weitgehend auf Vermutungen und die Erforschung archivalischer Befunde angewiesen. Außerdem läßt der Zustand der Westfassade des Ostflügels und der Südfassade der Kirche gewisse Schlüsse zu.

So wird vermutet, dass bereits mit dem Ostflügel zusammen an der Westseite ein Küchenanbau entstanden ist. Gleiches ist vom östlichen Teil des Kreuzganges zu sagen. Zudem gibt es einen Bericht, dass 1463 südlich der Kirche ein Kreuzgang erbaut wurde.

Über den Westflügel des Predigerklosters wissen wir, dass es ein zweigeschossiger Bau war, der vermutlich um 1365 errichtet wurde.

Seit 1303 ist das Predigerkloster Sitz des Provinzials (Vorstehers) der Ordensprovinz Saxonia gewesen. Meister Eckhart war hier Mönch, Priester und dann von 1303 bis 1311 Provinzial.

Nutzungsgeschichte

Im Jahr 1525 wurde die Predigerkirche evangelisch. Von 1559 bis 1802 findet wieder der alljährliche Gottesdienst des Erfurter Stadtrates in der Predigerkirche statt, den es schon in vorreformatorischer Zeit gegeben hatte. 1525 wurden die Gemeinden der Paulskirche, der Benedictskirche und von St. Martin intra zur Predigerkirche geschlagen. Von den entsprechenden Kirchen steht heute nur noch der Paulsturm.

Von 1631 bis 1635 war die Predigerkirche Garnisons- und Hofkirche für König Gustav II. Adolf von Schweden. Im Jahr 1806 nutzen die französischen Truppen, die die Stadt besetzt hielten, die Kirche als Heumagazin und zur Unterbringung ihrer Kriegsgefangenen. Danach gab es 1811 die Absicht, die Kirche abzutragen. Dass diese Pläne scheiterten, zeugt von der Bedeutung, die die Kirche für die evangelische Gemeinde in Erfurt niemals ganz verloren hatte.

Im Jahr 1989 hatte auch die Predigerkirche eine große Bedeutung als Schutzort für die Bevölkerung, die gesellschaftliche Veränderungen wollte. Nach dem Zusammenbruch der DDR wurden Kirche und Kloster grundlegend saniert.

Heute kommen an jedem Sonn- und Feiertag zwischen 120 und 400 Menschen in die Kirche zum Gottesdienst. Konzerte und Ausstellungen finden statt und pro Sommerhalbjahr besichtigen ca. 40.000 Menschen das einzigartige Gebäude.

Das Kloster blieb bis 1588 im Besitz der Dominikaner, als der letzte verbliebene Mönch es an die evangelische Gemeinde übergab. Bald übernahm der Stadtrat die Gebäude für Schulzwecke. Allerdings war von den Konventsbauten zu dieser Zeit schon nur noch der Ostflügel und der östliche Kreuzgangarm erhalten.

Beim großen Brand 1736 wurden alle Gebäude der Umgebung zerstört, unter denen einige ursprünglich im Besitz des Klosters waren. Der Kreuzgang wurde in den Jahren zwischen 1818 und 1834 abgerissen. Auch der Ostflügel sollte 1833 abgebrochen werden, ist aber glücklicher Weise auf Grund einer Intervention von Oberbaurat Karl Friedrich Schinkel gerettet worden. Ab 1880 dienten Kapitelsaal und Refektorium als Sporthallen für die Mädchenschule. Seit 1952 ist der Ostflügel des Klosters wieder in kirchlicher Nutzung.

Schon im Zusammenhang mit dem Bau von Kirche und Kloster war in den Jahrhunderten vor der Reformation auf der Nord- und der Westseite der Kirche an der Predigerstraße ein Friedhof eingerichtet worden, dessen Ostteil den Schneiderknechten vorbehalten war. Dieser Friedhof wurde 1832 aufgegeben.

Auf dem Gelände westlich des Ostflügels, also im ehemaligen Klostergarten bzw. im ehemaligen Lichthof des Kreuzganges, wurden im Zusammenhang mit der Pestepidemie 1582 und 1591 Gemeindefriedhöfe eingerichtet, die bis 1882 existierten. Eins der Friedhofstore ist bis heute in der neuen Grundstücksmauer an der Meister-Eckehart-Straße zu besichtigen. 1882/83 wurde auf dem Gelände die Casino-Schule gebaut.

Heute dient das Kloster mit seinen Räumen den vielfältigen Aktivitäten der Predigergemeinde. Es beherbergt außerdem den Jugendkeller der Evangelischen Jugend und das Kirchenmusikalische Zentrum der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland. (Übrigens diente dieser Keller während des II. Weltkrieges als Luftschutzraum.) Das ehemalige Refektorium dient der Kirchengemeinde als Winterkirche. Im Gebäude der Casino-Schule besteht heute das Evangelische Ratsgymnasium, das damit die protestantische Schultradition am Ort weiterführt.

Restaurierungsgeschichte

Restaurierungen der Kirche sind uns aus den Jahren 1732 und 1826-1828 bekannt. Bei der zuletzt genannten wurden die Pfeiler mit einem weißen und die Kapitelle mit einem gelben Anstrich versehen und die beiden Emporen des südlichen Seitenschiffes entfernt. Außerdem richtete man hinter dem Hochchor einen neuen Raum für die Heizung ein und erbaute einen Schornstein.

Das Kloster wurde im Laufe der Jahrhunderte immer wieder für seine Nutzung als Schulgebäude und städtischer Speicher umgebaut. Nachdem die Speichernutzung aufgehoben wurde, kam es 1859 zu einem grundlegenden Umbau vor allem des Obergeschosses. Dabei wurde auch die Ostfassade des Obergeschosses verändert und vollständig erneuert.

Im Jahr 1888 wurde die Kirche als verwahrlost bezeichnet. Daraufhin wurde 1894 bis 1898 eine gründliche Sanierung vorgenommen. Dabei wurde die ursprüngliche Ausmalung der Schlusssteine und der Rippen wiederhergestellt. Die verbliebenen Emporen bis auf die Orgelempore und der Aufbau auf dem Lettner wurden entfernt, obwohl die Gemeinde große Bedenken wegen der kleiner werdenden Platzzahl hatte. Im Jahr 1898 nahmen zu Ostern 1200 und zur Kirchweih 1700 Menschen am Gottesdienst teil.

Um die gleiche Zeit wurden die farbige Verglasung vorgenommen, die im Zweiten Weltkrieg zerstört und dann teilweise durch die Trümmerfenster ersetzt wurde.

Bei der Restaurierung von Kirche und Kloster in den Jahren 1960 bis 1964 unter der Leitung der Architektin Dr. Käthe Menzel-Jordan wurde unter anderem die Orgelempore verkürzt und der gläserne Windfang am Eingang gebaut. Aus dem Fußboden wurde ein Teil der Grabplatten entfernt und aufgestellt. Außerdem wurde die Ausrichtung der Bänke wieder nach Osten vorgenommen, nachdem sie vorher auf die in der Mitte des Hauptschiffs befindliche Kanzel ausgerichtet waren. Der Ostflügel des Klosters wurde saniert.

In den Jahren 1980 bis 1983 wurden die Dächer der Predigerkirche repariert bzw. erneuert. Von 1991 bis 2009 erfolgte die letzte grundlegende Sanierung von Kirche und Kloster. Diese wurde wesentlich mit öffentlichen Mitteln unterstützt.